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Allgäuer Zeitung Kaufbeuren, 15. Oktober 2005, Kultur am Ort

 

 

 

 

 

 


 

Nur sehen, dann antworten
Der Bildhauer Peter Rieger und der Fotograf Wolfram Ruoff stellen ihren "Dialog" aus

Der Kaufbeurer Bildhauer Peter Rieger und der in Leeder im Fuchstal lebende Architekt und Fotograf Wolfram Ruoff kennen sich seit längerem, haben auch bereits gemeinsam ausgestellt. Aus diesem Nebeneinander entstand die Idee, doch einmal mehr zu versuchen als lediglich fertige Arbeiten Seite an Seite zu präsentieren. Nämlich einmal mit den eigenen künstlerischen Mitteln direkt auf die Kunst des anderen zu reagieren.
   Peter Rieger und Wolfram Ruoff gaben sich also ein Thema vor, nämlich die "Schnittstelle zwischen Mensch und Natur". Dann ging jeder der beiden für sich ans Werk, um den jeweils anderen am Ende mit einer fertigen Arbeit zu konfrontieren. Rieger also sah, was Ruoff zum Thema vorzulegen hatte - und musste nun seinerseits und mit den eigenen Methoden darauf reagieren. Und umgekehrt. Erläuternde Kommentare, so war verabredet worden, sollte es nicht geben. Jeder der beiden Künstler hatte sich, wenn er der Arbeit des anderen ansichtig wurde, in seiner Reaktion' ganz auf die eigenen Assoziationen zu verlassen. Was in diesem Dialog herauskam, ist nun in der Ralerie Webains zu betrachten. 14 Arbeiten sind es insgesamt, sieben Stellungnahmen zum Thema (vier von Ruoff, drei von Rieger) und ebenso viele Antworten darauf. Die Bezüge sind nicht in allen Fällen auf den ersten Blick zu erkennen, aber es war ja auch nicht beabsichtigt, die künstlerische Aussage des einen lediglich in einer anderen Materialsprache zu kopieren. Am deutlichsten ist das Wechselspiel in einem Doppel wie "Dickicht" (Rieger) und "Im Gange" (Ruoff). Ein aus Fundholz gefügtes, durch netzartiges ÜbereiIlanderlegen entstandenes Wandobjekt auf der einen Seite; auf der anderen eine Fotografie, die ein ähnliches Dickicht erfasst durch einen Ausschnitt, der die sich überkreuzenden Beine einer Menschenmenge zeigt. Oder "Feld" von Peter Rieger, ein ebenfalls gelungenes Wandobjekt, das durch aneinander gereihte abgebrochene Rundhölzer entstanden ist und auf das Ruoff mit "Schrott" dagegen hielt, einer Fotomontage, die von vorne ramponierte Unfallautos in vergleichbar engem Nebeneinander gruppiert.
Der Mensch an der Kreuzung
   Anderswo sind die Bezüge schwieriger auszumachen. Mit einer aus Tuffstein herausgeschlagenen "Arche" etwa, einer schlichten, mandelförmigen Schale, ging Peter Rieger in Vorlage. Ruoff, der durchweg mit einer Großbildkamera arbeitet, setzte dem eine zwei meter breite Fotografie entgegen, die eine zwar weitgehend leere, aber unwirtliche Straßenkreuzung zeigt in einem auch sonst wenig ansprechenden Bürohaus-Umfeld. Das Überleben des Menschseins, auf das Rieger in seiner "Arche" anspielt, deren poröser Stein freilich schon auf die Gefährdungen des Unternehmens hinweist, führt Ruoff zu dem Gedanken, was der Mensch alles tut, um eben dieses Überleben zu sichern. Der Blick auf die leere Kreuzung und die kalten Fassaden wäre wenig ermutigend, stünde da nicht, einem Engel gleich, einsam eine junge Frau mit einem Fahrrad an einer roten Ampel. Aus dem Rahmen des Konzepts von Aktion und Reaktion fällt die zum Trio geweitete Arbeit "Steg"/"Ruhe"/"Auf dem Punkt". Auf Ruoffs Bild eines Uferstegs folgte Rieger mit einem monolithisch von der Decke hängenden Holzwürfel, der neuerdings Ruoff zu einer Antwort mit der Kamera inspirierte. Völlig konträr dagegen "Morgens" von Ruoff, eine Landschaftsaufnahme mit farblich stark nachbearbeitetem Wolkenhimmel. Riegers Antwort blieb Leerstelle: Der Bildhauer hatte auf diese großformatige Fotografie beim besten Willen nichts zu erwidern.
    Übereinstimmend versichern beide Künstler, dass durch ihr Prinzip der "Zwiesprache" - so der Ausstellungstitel- bei einem jeden von ihnen Arbeiten entstanden sind, die in ,einem' solistischen Schaffensprozess nicht entstanden wären. Zwar ist mit der Ausstellung die Werkreihe beendet. Doch mögen sowohl Peter Rieger wie auch Wolfram Ruoff nicht ausschließen, dass sie irgendwann und dann vielleicht in abgeänderter Form ihren Dialog wieder aufnehmen werden. Stefan Dosch