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Memminger Zeitung, 3.9.1999

Kostproben flüssiger Bosheiten
Bier! Das Lexikon: Jürgen Roth las und trank in der Galerie Webams

"Soll der Brauer selber trinken." - Mit schlechten Bieren macht Jürgen Roth kurzen Prozess. Zu guten entwickelt er ein inniges Verhältnis. Für sein Buch "Bier! Das Lexikon" hat er hunderte Sorten getru'nken, gekippt, genossen, bewundert, beschimpft und beurteilt. Einige Kostproben seines flüssigen Wissens gab er nun in der Galerie Webams.
"Der Teufel hat den Schaum gemacht. Durch den muss man hindurch, um zu diesem wahrhaft göttlichen Trunk 'zu gelangen." Glücklicher Brauer, wer so gut in dem Buch wegkommt, das Jürgen Roth zusammen mit Michael Rudolf geschrieben hat. Ober andere Biere heißt es nur: "Tut niemandem weh." Oder: "Das Sortiment' getrunken und knapp überlebt." Oder er findet "grieselige Flocken und Schaumspäne" in dem goldenen Getränk. Eine beachtliche Auflage und etliche Prozesse bescherten die Autoren dem Verlag. Roth sieht es mit der nötigen Bierruhe. Hat er doch für den ersten Band mit seinem Partner 800 Biere in zwei Wochen getestet. Für den Folgeband waren es dann 1800 in zwei Jahren: "Der Magen steht unter Bier, die Leber unter Zugzwang. "
Die Brauertochter heiraten
Neben einer Art "Bierbaum" mit leeren Flaschen dran sitzt Jürgen Roth auf der kleinen Bühne in der Galerie. Grau gestreiftes Hemd, Jeans, Brille, Zigarette in der Hand und ein paar Flaschen auf dem Tisch. Vom Eigensinn des Bieres spricht er dann, von der "exakten Justierung des Kühlschranks" und der "Ethik des Verkostens". Von verschiedenen Arten von Kopfschmerzen und dem Zusammenhang mit den verschiedenen Biersorten, von Erlebnissen mit Bier-Lobbyisten, die ihn als "Schmierfink" und "Verleumder" beschimpft haben. Aber auch von "sorglos gemeinsam verbrachten glücklichen Stunden", von kleinen und großen Bieren, die ihn manchmal zu dem Schluss kommen lassen: "Man sollte schleunigst umziehen und die Brauertochter heiraten."
Farbe, Geruch, Schaum, Antrunk: Jürgen Roth hat die Biersorten anhand objektiver, in der Fachwelt üblichen Kriterien getestet. Die Ergebnisse hat er dann aber nicht in Tabellen oder Werteskaien gepackt, sondern in kleine . Kapitel, die teilweise polemisch und böse sind ("wurmstichiges Hefeweizen", "am Computer gebrautes, bierähnliches Produkt"), teilweise kalauernd ("Auf diesen Steinen können sie brauen",), teilweise parodistisch: "Du steckst voller Zweifel, liebes Hefeweizen trüb", beginnt beispielsweise ein Text, der der Beratungsseite einer Jugendzeitschrift nachempfunden ist.
"An Polemik und Statire interessierte Menschen", so beschreibt der 31-jährige Autor aus Frankfurt sein Publikum. Bei manchen Lesungen sei er schon Mal heftig ausgebuht worden, erzählt er. Nicht so in Webams. Die Bösartigkeiten kommen prima an, nicht alle Pointen zünden aber. Bei mancher philosophisch-literarischen Anspielung ("Was man nicht trinken kann, soll man nicht vorlesen") kommt der eine oder andere Lacher verspätet.
"Die reine Gier des Sammelns" habe ihn dazu bewogen, so viel Bier zu trinken und ein Buch darüber zu schreiben, sagt Jürgen Roth. "Das hat mit den großen Brauereien angefangen und ging dann immer weiter." Kein Wunder, dass er sich zwischen zwei Kapiteln schon mal selber fragt: "Wann hab ich das bloß alles getrunken?"

Michael Ruddigkeit

 

 

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